Deutsche Weihnachtsmärkte: Ein festlicher Leitfaden

Kölner Weihnachtsmarkt am Dom

Wenn der Winter Einzug hält und die ersten Schneeflocken fallen, verwandeln sich Städte und Dörfer in ganz Deutschland in zauberhafte Winterlandschaften. Nirgendwo wird die Vorweihnachtszeit so feierlich und stimmungsvoll zelebriert wie auf den traditionellen deutschen Weihnachtsmärkten. Mit ihren funkelnden Lichtern, dem Duft von Glühwein und Lebkuchen und den handgefertigten Waren verkörpern sie den Inbegriff der festlichen Tradition.

In diesem Artikel nehmen wir Sie mit auf eine Reise zu einigen der schönsten und bemerkenswertesten Weihnachtsmärkte Deutschlands und geben Tipps, wie Sie diese besondere Erfahrung optimal genießen können.

Die Geschichte der deutschen Weihnachtsmärkte

Die Tradition der Weihnachtsmärkte in Deutschland reicht bis ins späte Mittelalter zurück. Der erste dokumentierte "Dezembermarkt" fand 1384 in Bautzen statt. Im 15. Jahrhundert entstanden dann in verschiedenen deutschen Städten sogenannte "Christkindlmärkte" oder "Nikolausmärkte", auf denen die Bürger Lebensmittel und einfache Handwerkswaren für den Winter kaufen konnten.

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich diese Märkte zu den festlichen Ereignissen, wie wir sie heute kennen – mit kunstvollen Dekorationen, Unterhaltung und einer Vielzahl von Leckereien und Geschenkideen.

Die bekanntesten Weihnachtsmärkte Deutschlands

1. Nürnberger Christkindlesmarkt

Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist einer der ältesten und berühmtesten Weihnachtsmärkte der Welt. Jedes Jahr wird er feierlich vom "Christkind" eröffnet – einem lokalen Mädchen mit goldenen Locken und weißem Kleid, das für die Dauer der Adventszeit das Symbol des Marktes darstellt.

Besonders bekannt ist der Markt für:

  • Die weltberühmten Nürnberger Lebkuchen
  • Die traditionellen "Zwetschgenmännla" – Figuren aus getrockneten Pflaumen
  • Die rot-weiß gestreiften Marktstände, die ein einheitliches Bild schaffen
  • Den Markt der Partnerstädte mit internationalen Spezialitäten

Tipp: Besuchen Sie den Markt unter der Woche, um den größten Menschenmassen auszuweichen. Der Ausblick von der Kaiserburg auf den beleuchteten Markt ist besonders malerisch.

2. Dresdner Striezelmarkt

Der Dresdner Striezelmarkt gilt als der älteste durchgehend veranstaltete Weihnachtsmarkt Deutschlands und feierte 2019 sein 585. Jubiläum. Benannt ist er nach dem Dresdner Christstollen, der lokal als "Striezel" bezeichnet wird.

Highlights des Marktes sind:

  • Die weltgrößte Erzgebirgische Stufenpyramide (14 Meter hoch)
  • Der traditionelle Stollenfest-Umzug
  • Die Pflaumentoffel – kleine Figuren aus Backpflaumen, die Glück bringen sollen
  • Kunsthandwerk aus dem nahen Erzgebirge

Die Altstadt von Dresden mit der Frauenkirche und dem Semperoper bietet eine prachtvolle Kulisse für diesen traditionsreichen Markt.

3. Kölner Weihnachtsmärkte

Köln beheimatet nicht nur einen, sondern gleich mehrere wunderschöne Weihnachtsmärkte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der bekannteste findet am Fuße des Kölner Doms statt, mit dem erleuchteten gotischen Meisterwerk als spektakulärer Kulisse.

Weitere Märkte in Köln mit eigenem Charakter sind:

  • "Heimat der Heinzel" auf dem Alter Markt und Heumarkt, wo angeblich die Heinzelmännchen nachts die Stände betreiben
  • Der märchenhafte Weihnachtsmarkt im Stadtgarten im belgischen Viertel
  • Der Hafen-Weihnachtsmarkt am Schokoladenmuseum
  • Der schwul-lesbische "Pink Christmas Market" im Stadtteil Bermuda-Dreieck
"Auf einem deutschen Weihnachtsmarkt schmeckt der Glühwein besonders gut, wenn die Nase vor Kälte rot und die Finger trotz Handschuhen leicht klamm werden." - Deutsche Redewendung

4. Rothenburg ob der Tauber Reiterlesmarkt

Die mittelalterliche Stadt Rothenburg ob der Tauber sieht schon ohne Weihnachtsschmuck aus wie aus einem Märchenbuch. Zur Adventszeit, wenn die verschneiten Fachwerkhäuser und die alten Stadtmauern mit Lichtern geschmückt sind, erreicht der Zauber seinen Höhepunkt.

Der örtliche Weihnachtsmarkt ist vergleichsweise klein, aber umso atmosphärischer. Er ist nach dem "Rothenburger Reiterle" benannt, einer mythischen Figur, die einst als Bote zwischen Diesseits und Jenseits galt und heute den Markt als freundlicher Bote eröffnet.

Hier finden Besucher:

  • Das ganzjährig geöffnete Weihnachtsmuseum "Käthe Wohlfahrt"
  • Lokale Spezialitäten wie "Schneeballen" – frittiertes Gebäck mit verschiedenen Glasuren
  • Mittelalterliche Unterhaltung durch Bläsergruppen und historische Tänzer

5. Berliner Weihnachtsmärkte

Als Hauptstadt bietet Berlin eine beeindruckende Auswahl an Weihnachtsmärkten – von traditionell bis modern, von alternativ bis luxuriös. Es gibt über 70 Märkte in der Stadt, jeder mit einem eigenen Thema oder Schwerpunkt.

Zu den bekanntesten zählen:

  • Der Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt, umgeben von prachtvoller Architektur
  • Der historisch-mittelalterliche Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus
  • Der romantische Weihnachtsmarkt auf Schloss Charlottenburg mit königlichem Ambiente
  • Der alternative "Winterwelt" am Potsdamer Platz mit Rodelbahn
  • Der skandinavisch inspirierte Lucia-Weihnachtsmarkt in der Kulturbrauerei

6. Münchner Christkindlmarkt

Im Herzen Münchens, auf dem Marienplatz vor dem majestätischen neugotischen Rathaus, erstrahlt jedes Jahr der traditionelle Münchner Christkindlmarkt. Mit seinem 30 Meter hohen Weihnachtsbaum, der mit 2.500 Lichtern geschmückt ist, und den täglich vom Rathausbalkon erklingenden Bläserkonzerten schafft er eine besonders festliche Atmosphäre.

Besonderheiten des Marktes:

  • Die "Himmelswerkstatt" im Rathausinneren, wo Kinder basteln können
  • Der besondere Kripperlmarkt in der Neuhauser Straße mit handgeschnitzten Krippenfiguren
  • Das "Münchner Ratschen" – ein Treff für traditionelle Stubenmusik

Regionale Besonderheiten und Spezialitäten

Kulinarische Genüsse

Während einige Spezialitäten auf fast allen deutschen Weihnachtsmärkten zu finden sind, gibt es regionale Unterschiede, die einen Besuch verschiedener Märkte lohnenswert machen:

  • Norddeutschland: Grünkohl mit Pinkel (Grützwurst), heißer Schmalzkuchen, Pharisäer (Kaffee mit Rum und Sahne)
  • Ostdeutschland: Pulsnitzer Pfefferkuchen, Dresdner Stollen, Quarkkeulchen
  • Westdeutschland: Reibekuchen mit Apfelmus, Kölscher Kaviar (Blutwurst), Spekulatius
  • Süddeutschland: Schwäbische Waffeln, Dampfnudeln mit Vanillesoße, Schneeballen

Überall beliebte Klassiker

  • Glühwein: Der absolute Klassiker, oft in sammelwürdigen Tassen serviert, die gegen Pfand erhältlich sind. Regionale Varianten mit Rum (Feuerzangenbowle), mit Amaretto oder mit Fruchtauszügen bereichern das Angebot.
  • Gebrannte Mandeln: Der süße Duft der karamellisierten Nüsse ist charakteristisch für jeden Weihnachtsmarkt.
  • Lebkuchen: In verschiedenen Variationen, von weich bis hart, mit Schokolade überzogen oder mit Nüssen versehen.
  • Bratwurst: Jede Region ist stolz auf ihre eigene Variante, sei es die Thüringer, die Nürnberger oder die Fränkische.

Besondere Themen-Weihnachtsmärkte

Neben den traditionellen Märkten in den Stadtzentren gibt es auch eine Reihe von Spezialmärkten mit besonderen Themen:

Mittelalterliche Weihnachtsmärkte

Auf diesen Märkten, wie dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt auf der Wartburg bei Eisenach oder dem "Advent auf Burg Leuchtenberg" in der Oberpfalz, tragen die Händler historische Gewänder, es wird handgearbeitetes Kunsthandwerk verkauft, und statt Glühwein gibt es Met. Oft werden mittelalterliche Handwerkskünste vorgeführt und Gaukler unterhalten die Besucher.

Waldweihnachtsmärkte

Besonders romantisch sind Weihnachtsmärkte, die mitten im Wald stattfinden, wie der Waldweihnachtsmarkt in Velen oder der Waldzauber im Stadtwald Augsburg. Fackeln, Lagerfeuer und naturnahe Dekoration schaffen eine besonders besinnliche Atmosphäre.

Schloss-Weihnachtsmärkte

Viele deutsche Schlösser öffnen ihre Tore für festliche Weihnachtsmärkte, darunter Schloss Hohenzollern in Baden-Württemberg, die Festung Königstein in Sachsen oder Schloss Merode in Nordrhein-Westfalen. Die historische Kulisse und oft auch eine spezielle Auswahl an hochwertigem Kunsthandwerk machen diese Märkte zu einem besonderen Erlebnis.

Praktische Tipps für Ihren Weihnachtsmarktbesuch

Die beste Reisezeit

Die meisten Weihnachtsmärkte beginnen Ende November/Anfang Dezember und dauern bis kurz vor Weihnachten, einige größere Märkte sogar bis zum 30. Dezember. Besonders stimmungsvoll ist ein Besuch bei Einbruch der Dunkelheit, wenn die Lichter und Dekoration am besten zur Geltung kommen.

Den Menschenmassen ausweichen

Um überfüllte Märkte zu vermeiden, besuchen Sie diese:

  • An Wochentagen statt am Wochenende
  • Eher am Nachmittag als am frühen Abend
  • In der ersten Adventswoche, wenn möglich

Kleidung und Vorbereitung

Da die Märkte im Freien stattfinden und es in Deutschland im Dezember oft sehr kalt ist, empfiehlt sich:

  • Warme, wasserfeste Kleidung und feste Schuhe
  • Handschuhe, die man leicht an- und ausziehen kann
  • Bargeld in kleinen Scheinen (nicht alle Stände akzeptieren Karten)
  • Eine kleine Tasche oder Rucksack für Einkäufe und Pfandbecher

Anreise und Unterkunft

In der Weihnachtszeit sind die Unterkünfte in den beliebten Städten oft stark ausgebucht. Planen Sie Ihren Besuch daher frühzeitig und nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel, da Parkplätze in der Nähe der Märkte meist Mangelware sind.

Spezielle Angebote und Führungen

Viele Städte bieten spezielle Weihnachtsmarkt-Führungen an, die neben dem Besuch der Märkte oft auch kulturelle und historische Informationen bieten. In größeren Städten lohnt sich auch ein Blick auf Kombi-Tickets, die den Eintritt zu mehreren Attraktionen und die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs beinhalten.

Fazit: Ein unvergessliches Wintererlebnis

Die deutschen Weihnachtsmärkte bieten mit ihrer Mischung aus Tradition, Kunst, Kulinarik und festlicher Stimmung ein Erlebnis, das in der Vorweihnachtszeit seinesgleichen sucht. Ob in der Großstadt oder in kleinen Dörfern, ob traditionell oder mit besonderem Thema – ein Besuch lädt dazu ein, den Alltag zu vergessen und sich auf die besinnliche Seite des Winters einzulassen.

Von den funkelnden Lichtern über die Klänge der Weihnachtsmusik bis hin zu den verlockenden Düften – ein deutscher Weihnachtsmarkt spricht alle Sinne an und schafft Erinnerungen, die lange nachwirken. Es ist nicht verwunderlich, dass diese Tradition inzwischen in vielen Ländern der Welt kopiert wird – das Original findet man jedoch nur in Deutschland.

Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und vielleicht treffen wir uns auf einem der zahlreichen Weihnachtsmärkte im Land!